Für mehr als überraschte Gesichter sorgte der neue bayerische Ministerpräsident in diesen Tagen in München: Die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn im Allgäu wird auf Eis gelegt. Für mindestens zehn Jahre wird von den Verantwortlichen in den Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein auf die Skigebietsverbindung verzichtet, verkündete Markus Söder. Stattdessen werden vom Staat 20 Millionen Euro in ein naturnahes Tourismuskonzept am Riedberger Horn investiert. Ein "Disneyland im Schnee" wie in Österreich soll es im Allgäu nicht geben.
Verbindungsbahn führt durch Schutzzone
Söder setzte mit seiner Entscheidung überraschend einen Schlussstrich unter die aufgeregte politische Debatte. Die Skischaukel sollte das Teilskigebiet am Riedberger Horn (1787m), das zum Skigebiet Balderschwang gehört, künftig auch mit dem Skigebiet Grasgehren verbinden. Mit über 40 nahtlos verbundenen Pistenkilometern hätte so das größte zusammenhängende Skigebiet im Allgäu entstehen sollen, das auch konkurrenzfähig zu den Wintersportorten in Österreich ist.
Bürgerentscheid zeigte klares Votum für Skischaukel
Während sich die Bürger vor Ort in einem Entscheid klar für den Bau der Verbindungsbahn und die Schaffung von über drei neuen Pistenkilometern aussprachen, machten die Naturschützer nicht nur vor Ort, sondern auch überregional mobil. Die 1,6 Kilometer lange Skischaukel würde mitten durch die hochsensible Alpenschutzzone C führen, in dem Bebauung streng verboten ist.
Der Weg schien bereits frei für den Bau...
Um die Naturschutzproblematik zu umgehen, ließ der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer, der sich noch klar für den Bau ausgesprochen hatte, erst im Februar 2018 knapp 80 Hektar aus der strengsten Naturschutzzone herausnehmen. Damit schien theoretisch der Weg frei für den Bau der Allgäuer Skischaukel. Es fehlte lediglich noch die Genehmigung des örtlichen Landratsamtes.
Gab es Finanzierungsprobleme?
Umso überraschender war nun die Kehrtwende durch den neuen Ministerpräsidenten Söder. Schnell wurden Stimmen laut, dass sich dieser vor der Landtagswahl im Herbst das umstrittene Skischaukel-Thema vom Hals schaffen wolle. Weitere Gründe könnten die zuletzt aufgetauchten Gerüchte um Finanzierungsprobleme und den instabilen Untergrund sein.
MInisterpräsident will kein "Disneyland im Schnee"
Zusammen mit dem Oberallgäuer Landrat und den Bürgermeistern der beiden betroffenen Gemeinden verkündete Söder die Entscheidung im Rahmen einer Pressekonferenz in München. "Unser Ziel war es, wieder Ruhe und Frieden am Riedberger Horn zu schaffen", so der neue Ministerpräsident. Mit mehreren Maßnahmen will er den Tourismus vor Ort auf sanfte Weise ankurbeln und so bewusst eine Gegenposition zu den Wintersportorten in Österreich setzen, wo alles ein bisschen wie "Disneyland im Schnee" sei.
Bestehende Lifte werden modernisiert
20 Millionen Euro werden von der Staatsregierung unter anderem in ein großes "Zentrum Naturerlebnis Alpin" mit 20 Mitarbeitern und Führungen, in Elektrobusverbindungen zwischen den Skigebieten sowie auch in die Modernisierung bestehender Liftanlagen gesteckt. Auch die Digitalisierung in der Region wird vorangetrieben. Die Bürgermeister zeigten sich bei der Verkündung in München überraschend glücklich und zufrieden mit den Plänen Söders. Das Thema "Skischaukel" ist Geschichte.