+
+

Ausfall der Wintersaison sorgt für Milliardenverluste im Alpenraum

Die Corona-Pandemie hat den Skiurlaub für fast alle in diesem Winter ausfallen lassen. Das ist nicht nur ein Verlust für die Wintersportler, sondern hat auch immense Folgen für die Wirtschaft der Alpenländer. Der Totalausfall der Wintersaison verursacht Umsatzeinbußen von mehr als 15 Milliarden Euro. Auch 200.000 Arbeitsplätze gehen verloren, und das nicht nur im Tourismus selbst, sondern branchenübergreifend. Wie stark das gesamte Wirtschaftssystem im Alpenraum von den Lockdowns und Reisebeschränkungen betroffen ist, zeigt eine Hochrechnung der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung.

Zahlreiche Skigebiete und Hotels geschlossen

In einigen Regionen laufen die Lifte, vielerorts stehen sie aber in diesem Winter still. Auch die Hotels und Unterkünfte sind mit wenigen Ausnahmen geschlossen. In Italien und Deutschland durfte die Skisaison noch gar nicht starten, in Österreich laufen die Lifte immerhin für die Einheimischen und Tagesgäste. Hotels sind allerdings auch hier geschlossen. Im Hinblick auf die aktuellen Infektionszahlen und die Verbreitung der Virusmutationen scheint eine touristische Öffnung in diesem Winter aber nur noch wenig realistisch. Lediglich in der Schweiz sind sowohl Skigebiete als auch Hotels geöffnet, wenn auch mit umfangreichen Auflagen.

>> Skifahren im Corona-Winter: So sieht es in den Ländern aus

Anzeige

Verluste in Milliardenhöhe

Theresa Haid, die Geschäftsführerin von Vitalpin, zeigt sich angesichts der Ergebnisse besorgt.
Theresa Haid, die Geschäftsführerin von Vitalpin, zeigt sich angesichts der Ergebnisse besorgt. © Vitalpin/Oss

Im Auftrag der internationalen Interessensgemeinschaft für alpines Wirtschaften Vitalpin hat die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) aus Innsbruck analysiert, was der Ausfall der Wintersaison 2020/2021 für den alpinen Raum bedeutet. Dabei geht es darum, welche Folgen der Totalausfall des Nächtigungstourismus auf die Wertschöpfung und Umsätze, aber auch auf die Beschäftigungszahlen hat. Zum Alpenraum zählen in der Studie die österreichischen Bundesländer Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Steiermark sowie der Schweizer Kanton Graubünden, Südtirol und Bayern.

Die Ergebnisse der Hochrechnung zeigen, dass durch die fehlenden Übernachtungsgäste rund 108,5 Millionen Nächtigungen ausgefallen sind. Die fehlenden Nächtigungen wiederum verursachen einen Umsatzausfall in Höhe von 15,8 Milliarden Euro in den Beherbergungsbetrieben und der Gastronomie, aber auch im Handel, Verkehrswesen sowie den Bereichen Kunst, Kultur, Freizeit und Erholung. Der Wertschöpfungsverlust liegt sogar bei 23 Milliarden Euro. Das hat auch Einfluss auf das Einkommen der Beschäftigten. Hier liegt der Verlust bei 8,7 Milliarden Euro.

Auswirkungen auf andere Branchen

Die Einbußen durch die fehlenden Nächtigungsgäste treffen nicht nur den Tourismus selbst, sondern auch viele andere Branchen. Vor allem der Handel und die Bauwirtschaft, aber auch Dienstleister, Mobilitätsanbieter und die Landwirtschaft sind indirekt betroffen. Weil Gastronomie und Hotellerie geschlossen sind, fehlen die Abnehmer. Deswegen müssen zum Beispiel wertvolle Lebensmittel teilweise vernichtet werden.

Die Studie zeigt, wie stark die Wirtschaft im Alpenraum vom Tourismus abhängig ist. Theresa Haid, die Geschäftsführerin von Vitalpin zeigt sich besorgt: „Durch Reisewarnungen und Lockdowns steht nicht nur der Tourismussektor vor enormen Herausforderungen. Auch viele andere Branchen, die indirekt vom Reisegeschehen abhängig sind, haben mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen.“

Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit

Der Ausfall der Wintersaison trifft zahlreiche Jobs im Alpenraum hart.
Der Ausfall der Wintersaison trifft zahlreiche Jobs im Alpenraum hart. © Vitalpin

Auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt. Durch den Ausfall der Wintersaison sind zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet. Nach den Ergebnissen der GAW verlieren knapp 200.000 Menschen ihren Job. Der größte Anteil davon liegt in der Gastronomie und Beherbergung, also direkt im Tourismussektor. Aber auch Stellen in Handel, Logistik und der Baubranche sind stark betroffen. Zwar handelt es sich bei den Zahlen der GAW-Analyse vorerst nur um Prognosen und Hochrechnungen, wie treffend diese sind, zeigt aber schon jetzt der Blick auf die Arbeitslosen-Quote in Österreich.

Vor allem in den großen Ski-Hotspots sind die Zahlen stark gestiegen. In den Bezirken Bludenz mit den großen Arlberger Skigebieten, aber auch im Salzburger Pongau und Pinzgau hat sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. In Kitzbühel ist die Zahl der Arbeitslosen dreimal so hoch wie im letzten Jahr. Noch deutlicher ist der Anstieg in Ischgl, St. Anton und Sölden. Wie die Salzburger Nachrichten berichten, verzeichnete das bekannte Skigebiet im Ötztal im letzten Januar nur 25 Arbeitslose. Im Januar 2021 lag diese Zahl bei 454.

Anzeige

Tourismus enorm wichtig für den Alpenraum

Die Ergebnisse der Analyse machen deutlich, wie wichtig der Tourismus für die Alpenregionen ist und welche Schlüsselrolle er dort für eine gesunde Wirtschaft hat. Die Hoffnung der Betriebe liegt jetzt auf der Unterstützung durch die Regierungen. „Es bleibt nur zu hoffen, dass die staatlichen Hilfspakete ausreichen, um die gesunden Betriebe durch diese schwierige Zeit zu bringen. Nur so kann die Branche gut vorbereitet und mit Zuversicht in den Sommer starten. Das Bedürfnis zu reisen ist ungebrochen gegeben und die Menschen sehnen sich nach Qualitätsurlaub und Erholung in den Alpen“, lautet das Fazit von Haid.

>> Corona-Ticker: Aktuelle Meldungen aus den Skigebieten

Auf Skiern stand ich schon als Kind und kann es seitdem jeden Winter aufs Neue kaum erwarten wieder auf die Piste zu kommen. Deshalb ist es umso schöner, dass ich nach meinem Studium in Medien und Kommunikation einen Job als Redakteurin bei Skigebiete-Test gefunden habe, in dem sich alles um mein Lieblings-Hobby dreht. Wenn ihr Fragen zu mir oder rund um das größte Wintersportportal... Mehr erfahren
aktualisiert am 11 Mar 2021

Forum und Usermeinungen

Anzeige
Anzeige