Der Winter ist da und es ist höchste Zeit an den nächsten Skiurlaub zu denken. Für alle, die dieses Jahr mal nicht nach Österreich, Südtirol oder in die Schweiz fahren wollen, haben wir einen Tipp. Wir durften sieben Skigebiete in Colorado erkunden und erlebten dort unsere perfekte Skireise.
Seit 2004 bin ich für Skigebiete-Test in der ganzen Welt unterwegs, um Skigebiete nach verschiedenen Kriterien zu testen. Während der vergangenen 15 Jahre durfte ich so manche Exoten unter die Lupe nehmen. Unvergessen ist mir bis heute der Trip in die Snowy Mountains in Australien oder mein Auslandssemester in Neuseeland. Als ich erfuhr, dass ich mit meiner Frau für zwei Wochen nach Colorado reisen darf, um die Skigebiete zu testen, war mir noch nicht bewusst, was mich da erwarten würde. Im Nachhinein darf ich sagen, dass die Colorado Tour die schönste Skireise war, die ich je gemacht habe. Wenn du den Artikel bis zum Ende liest, weißt du vielleicht auch weshalb.
Flug von München in die Staaten
Da meine Frau zwei Jahre in Oxnard in der Nähe von Los Angeles gelebt hat, haben wir uns für die Lufthansa Direktverbindung von München nach Los Angeles entschieden, um unseren Bekannten dort noch einen Besuch abzustatten. Unsere Akklimatisierung an die kalte Höhenluft in Colorado waren also ein paar Strandtage in Kalifornien. Macht natürlich wenig Sinn, ist aber wunderschön :-)
Entsprechend kalt haben wir es dann empfunden, als wir nach unserem Flug von L.A. unseren Atem in der glasklaren, trockenen Colorado Luft gefrieren sahen. Also ab in den warmen Bus und zum Mietwagenzentrum direkt am Flughafen. Da wir auch abseits der Pisten etwas entdecken wollten, haben wir uns für ein Allradauto entschieden. Wir wollten für jedes Wetter gewappnet sein und in ein paar Tagen sollten wir wissen, dass es die richtige Entscheidung war. Zunächst durfte unser 4WD aber noch gemeinsam mit uns das urbane Flair von Denver entdecken.
Tipp: Es gibt natürlich auch gute Direktverbindungen direkt nach Denver z.B. mit United Airlines ab Frankfurt (sogar täglich) oder mit der Lufthansa ab Frankfurt oder München. Der Flughafen von Denver liegt ca. 40 Minuten außerhalb der City und es besteht die Möglichkeit zur Buchung einer Shuttle Verbindung direkt in die nahegelegenen Skigebiete. Es lohnt sich allerdings, zunächst das "Denver Flair" zu genießen.
Wer sein eigenes Skiequipment mitnehmen möchte, sollte sich über die Regelungen der Fluglinie informieren. Lufthansa bietet Pauschalpreise ab 70 Euro für Sportgepäck an, bei British Airways kann Ski- und Snowboardausrüstung ohne Aufpreis mit dem normalen Gepäck aufgegeben werden, wenn das zugelassene Gewicht nicht überschritten wird. Generell sollte Sportgepäck immer vorab angemeldet werden.
Kulinarische und kulturelle Highlights in Denver
Meine Frau und ich haben schon viel über Denver gelesen. Einschlägige Magazine wählen die Stadt Jahr für Jahr wieder unter die lebenswertesten Städte der USA. Mir als Skifahrer ist natürlich der eingängige Slogan der "Mile High City" ein Begriff. Die Großstadt liegt schließlich auf gut 1600 m Seehöhe - also höher als z.B. der Schweizer Skiort Davos. Diesmal konnten wir uns also richtig an die Höhenluft gewöhnen.
Als wir am nächsten Morgen erwachten, erwartete uns ein atemberaubender Blick über die Stadt und die dahinter liegenden Rockies. Wir konnten es kaum erwarten die Skier auszupacken, aber zunächst wollten wir noch Denver erkunden. Also ab auf die Straßen der City.
Denver ist eine Stadt mit einer langen, interessanten Geschichte. Mitte des 19 Jahrhunderts war es Lager und Ausgangsort für viele Tausende Goldgräber. An allen Ecken und Enden der Straßen finden sich auch heute noch historische Plätze und Gebäude, die an diese Epoche erinnern. Vor allem das alte Bahnhofsgebäude in Lower Downtown, die Historic Union Station, vermittelt einen Eindruck davon, wie Denver in dieser Zeit ausgesehen hat. Die Historic Union Station stand ohnehin ganz oben auf unserer Bucket List für Denver, da wir gehört haben, dass es hier viele kleine Cafés und mitunter das beste Frühstück der Stadt gibt.
Nach der Stärkung stand für uns Kultur auf dem Programm. Zu den kulturellen Highlights in Denver zählen das Denver Art Museum und das Clyfford Still Museum. Beide Museen befinden sich in 5 Minuten Gehdistanz zueinander in Lower Downtown (auch liebevoll LoDo genannt). Während sich das Clyfford Still Museum vor allem an Kunstliebhaber richtet - es ist weltweit das einzige Museum, das sich ausschließlich mit den Werken des berühmten Expressionisten beschäftigt, ist das Denver Art Museum wirklich für Jedermann einen Besuch wert. Schon von außen überzeugt der Bau von Stararchitekt Daniel Libeskind mit seiner eindrucksvollen Fassade aus Glas und Titan. Drinnen erwarten dich Ausstellungen aus unterschiedlichsten Epochen auf den verschiedenen Ebenen des Museums. Besonders beeindruckend ist z.B. die umfassende Ausstellung an indianischer Handwerkskunst. Familien mit Kindern werden von den ständig wechselnden Sonderausstellungen begeistert sein. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war die "Star WarsTM and the Power of Costume" Ausstellung der alles überragende Besuchermagnet.
Nach all der Kultur konnten wir es kaum erwarten uns ins Nachtleben zu stürzen. Auf keinen Fall solltest du verpassen dem The Source am Brighton Blvd einen Besuch abzustatten. Mitten im historischen Five Points Viertel gelegen, beherbergt The Source eine Vielzahl an Restaurants, Cafés und sogar Brauereien. Man fühlt sich wie auf einem eigenen Marktplatz. Das The Source ist mittlerweile so trendig, dass es von den Locals neckisch als "Hipster Heaven" bezeichnet wird.
Unser Tipp für alle, die das kultigste Steakhouse in Denver suchen, ist das Buckhorn Exchange in der Osage Street. Von der Fassade begrüßen die Geweihe von Elchen die experimentierfreudige Kundschaft. Wer das volle Angebot des Buckhorn Exchange kosten möchte, muss auch wirklich bereit sein, das ein oder andere exotische Gericht auszuprobieren. Nachdem wir das vielleicht beste Steak der Stadt hatten, hat uns der Wirt noch überredet gegrillte Büffelhoden zu probieren - und die haben deutlich besser geschmeckt als erwartet ;-)
Unser erstes Date mit den Rocky Mountains
Ein bisschen konnten wir nachempfinden, was die ersten Goldgräber empfunden haben, als sie nach tagelanger Fahrt über die Great Plains plötzlich in der Ferne die ewig lange Bergkette der Rocky Mountains erblickt haben. Aus dem Nichts ragen die Berge bis in eine Höhe von knapp 4.500 m als wir uns auf dem Interstate 70 Richtung Westen auf den Weg machen.
Wir konnten es kaum erwarten den berühmten Champagne Powder von Colorado unter die Skier zu bekommen. Die ersten Schneefelder begrüßten uns schon in den Foothills und die vierspurige Autobahn schraubte sich immer höher in die Berge, so dass uns bald meterhohe Schneewände neben der Autobahn die Sicht auf das direkte Umland versperrten. Zugegeben der Blick neben die Fahrspur ist auch nicht schöner als in den europäischen Alpen. Der Schnee neben der Fahrbahn ist genauso verrußt und verdreckt - kein Wunder bei den ganzen SUVs und Spritschluckern auf der Fahrbahn. Umso schöner war dann aber die Aussicht, als sich unser Blick auf die Gipfel und Täler der Continental Divide richtete. Neben der Autobahn finden sich noch immer kleine Ortschaften mit alten Minenanlagen. Wir fuhren an mancher Abfahrt ab, um uns die alten Goldminen etwas aus der Nähe anzuschauen. Nach ca. 2 Stunden Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel: Breckenridge!
Jung & Cool: Breckenridge
So sieht sie also aus: Die typische amerikanische Ski Town. Als wir durch die Main Street von Breckenridge hinauf zu den Liftanlagen fuhren, säumten Saloons und Bars unseren Weg. Wären da nicht die Autos vor und hinter uns gewesen - man hätte meinen können, wir wären im Wilden Westen angekommen. Deutlich moderner begrüßten uns da schon die Liftanlagen an der Talstation zu Peak 9. Skier aus dem Auto, ab in die Klamotten und rüber zu den Liften.
Ich lasse die Skier mit dem Belag auf die präparierte Piste fallen und erlebe meinen ersten "Aha"-Moment. Trotz knackig gewalzter Piste staubt der Schnee richtig auf, als sich meine Skier in die Piste graben. Eine kleine Kostprobe von dem Schnee, den es nur in der trockenen, kontinentalen Höhenluft von Colorado gibt.
Mit dem QuickSilver SuperChair fahren wir hinauf zu Peak 10. Ein Blick aus dem Lift zeigt eigentlich schon, wofür Peak 9 bekannt ist: Der untere Teil des Skigebiets ist quasi ein riesiges Anfängerareal aus grünen Pisten (grün ist in USA die leichteste Pisteneinstufung). Das ist natürlich megapraktisch, weil Anfänger nur einen einzigen Lift nehmen müssen und eine schier endlose Auswahl an einfachen Abfahrten haben. Zudem ist der untere Teil des Skigebiets bewaldet, so dass man hier relativ windgeschützt unterwegs ist. Besonders schön für Familien mit Kindern also.
Uns zieht es aber höher hinaus und wir fahren immer Richtung Peak 8. Unser Ziel: Der Imperial Express SuperChair Lift, der uns auf eine Höhe von 3.900m bringt, eine Höhe die sonst kein Lift in Nordamerika erreicht. Hier oben haben wir einen unglaublichen Ausblick bis hinüber zu den Arapahoe and Roosevelt National Forests. Wir halten uns aber nicht lange damit auf und wagen uns auf die Black Diamond Runs rund um Peak 8 und Peak 7 bis abends die Lifte schließen.
Danach machen wir uns frisch und los geht‘s auf die Main Street in Breckenridge. Wir wollen schließlich sehen, ob hinter den Fassaden der Saloons und Bars auch richtiges amerikanisches Flair geboten wird. Wir werden nicht enttäuscht. Zunächst statten wir der Oxygen Bar einen Besuch ab. Das besondere hier: es gibt eine O2 Lounge, in der der erhöhte Sauerstoffgehalt gegen die Höhenkrankheit helfen soll. Ein lustiges Marketing Instrument, doch die Bar hat trotzdem Style. Noch besser hat uns aber der Gold Pan Saloon gefallen. Das Restaurant und Bar ist über 150 Jahre alt und mittlerweile echtes historisches Erbe.
Persönliches Fazit: Was wir an Breckenridge besonders schön fanden, war die natürliche Teilung in steile Black Diamond Runs im oberen Teil des Skigebiets und flache Übungshänge in der Nähe der Talstation. Auf diese Weise kommen sich Könner und Einsteiger nicht ins Gehege und als Anfänger braucht man wirklich keine einzige steile Piste fahren, um zu den riesigen Anfängerarealen zu kommen. Nach Liftschluss ist die Main Street der Ort, an dem vor allem das jüngere Publikum die Nacht zum Tag macht. Sollte man auf alle Fälle einmal erlebt haben!
Tipp: Breckenridge gehört zu den vielseitigsten Skigebieten Colorados. Im oberen Bereich extrem anspruchsvoll, sind die Hänge im Talbereich sehr flach und ein echtes Paradies für Familien. >> Mehr Infos zum Skigebiet Breckenridge
Beaver Creek: Auf den Spuren der Birds of Prey!
Die nächste Station unserer Reise könnte kein größeres Kontrastprogramm sein. Vom jungen, trendigen Breckenridge geht es in den knapp 80 Kilometer entfernten, noblen Skiort Beaver Creek. Die Unterkunft haben wir im nahegelegenen Vail gebucht, aber wir wollten es uns nicht nehmen lassen, die legendären Weltcup-Pisten am Birds of Prey Lift zu erkunden.
Persönliches Fazit: Highlight in Beaver Creek ist definitiv das Tree Skiing durch die berühmten Aspen Trees (deutsch Espen). Die Bäume stehen weit auseinander und haben im unteren Bereich keine Äste. So kann man relativ gefahrlos durch die Bäume cruisen und unberührte Hänge entdecken. Am besten geht das rund um den Elkhorn Lift. Die Birds of Prey ist steil und bucklig. Solche Steilhänge gibt es in den Alpen aber auch zuhauf!
Tipp: Könner finden vor allem am Grouse Mountain zahlreiche schwarze Abfahrten wie Raven Ridge oder Bald Eagle. Unter den Black Diamond Runs am Birds of Prey Lift ist mit der Golden Eagle auch ein WM-Abfahrt dabei. Hier werden immer wieder Ski-Weltcup Rennen ausgetragen. Anfänger finden im Red Buffalo Park ein großes Areal mit Familienpisten. >> Mehr Infos zum Skigebiet Beaver Creek
Vail: Das vielleicht berühmteste Skigebiet der Welt?
Vail eilt ein geradezu legendärer Ruf voraus. Gegründet wurde das Skigebiet von Ex-Soldaten der 10th Mountain Division, einer Elite Division, die im Zweiten Weltkrieg auf Skiern den Kampf gegen Hitler-Deutschland aufgenommen hat. Wir hatten vor allem die legendären "Back Bowls" vor Augen als wir zum ersten Mal nach Vail kamen. So haben wir morgens auch gleich die Gondola One und den Mountain Top Express genommen. Zum warm fahren sind wir dann noch einige Groomers rund um den Mountain Top Express gefahren, bevor wir uns in die legendäre "China Bowl" gewagt haben.
Hier gibt es Freeride Abfahrten soweit das Auge reicht und feinsten Pulverschnee. Und jetzt kommt der wichtigste Unterschied zum Skifahren in Europa: Obwohl es seit über einer Woche nicht geschneit hat, hatten wir in Vail traumhaften Tiefschnee und fanden immer noch unverspurte Hänge. Das trockene Kontinentalklima in Kombination mit der kalten Höhenluft der Rockies sorgt dafür, dass der Tiefschnee auch nach Tagen noch weich und pulvrig ist. Wenn du nach Vail kommst, nimm auf jeden Fall Skier mit mehr als 80mm Mittelbreite mit, du wirst sie brauchen.
Persönliches Fazit: Die Frontside ist toll: Moderne Lifte und schöne, präparierte Pisten. Das Highlight sind aber definitiv die Tiefschneehänge in den Back Bowls. Es lohnt sich wirklich im Verleih breite Freeride Skier auszuleihen und die Back Bowls zu erkunden. Wenn nicht gerade ein extremer Warmlufteinbruch einen Strich durch die Rechnung macht, wirst du in den Bowls sicher traumhafte, unverspurte Tiefschneehänge finden.
Tipp: Vail ist ein Skigebiet der Superlative. Mit 195 Abfahrten, Top-Schneesicherheit und den legendären Back Bowls ist das exklusive Skiresort auch bei Athleten des US-Skiteams sehr beliebt. Ambitionierte Sportler finden hier mehr als 100 Kilometer schwarz markiertes Terrain. Auch auf Snowparks und Kid’s Adventure Zones muss man hier nicht verzichten. >> Mehr Infos zum Skigebiet Vail
Ab in den Süden nach Telluride
Nach drei wunderschönen Tagen in den Vail Resorts (auch Breckenridge und Beaver Creek gehören zum Unternehmen der Vail Resorts) machten wir uns auf den Weg nach Telluride. Die Route über Grand Junction dauert ca. 5 Stunden. Wir entschieden uns tagsüber zu fahren, um auch die Umgebung zu erleben. Wir haben den Tag einfach zur Regeneration genutzt. Rund um Grand Junction zeigt sich die Landschaft karg und als gigantische Hochebene. Nur in der Ferne erblicken wir immer wieder einige Gipfel der östlich gelegenen Rockies.
Auf dem Highway US-50 geht es immer weiter Richtung Süden über Montrose. Die Berge scheinen ewig weit entfernt. Das Land ist noch immer trist und weit, man bekommt ein Gefühl dafür, wieviel unbewohntes Land in den USA zu entdecken ist. Südlich von Montrose wird die Landschaft wieder hüglig und nach Ridgway steigt die Straße immer wieder stark in Serpentinen an. Plötzlich haben wir die riesigen Gipfel der San Juan Mountains direkt vor uns. Mt. Wilson ist mit 4.344m der König der San Juan Mountains und gehört zu den höchsten Erhebungen der Rockies. Möglicherweise hat es der Berg auch deshalb auf das Label der Coors Light Bierflaschen geschafft.