Schwärzer als die Nacht und nichts für schwache Nerven – die steilsten Pisten der Welt erfordern neben einer großen Portion skifahrerischem Können auch jede Menge Mut. Seid ihr bereit für die spektakulärsten Abfahrten? Hier sind sie:
Die Weltcup-Hölle
Den Anfang macht gleich die anspruchsvollste Piste Deutschlands im Skigebiet Garmisch Classic unterhalb der Zugspitze. Die Kandahar-Weltcupabfahrt zählt mit einer Länge von fast vier Kilometern neben der Lauberhornabfahrt in Wengen nicht nur zu den längsten Pisten im Weltcup-Zirkus, sondern auch zu den steilsten. 92 Prozent Gefälle machen den Kramersprung in Richtung Ziel praktisch zu einem freien Fall. Aber auch zuvor können wagemutige Ski-Cracks schon ihr Können unter Beweis stellen. Bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern spüren nicht nur Profis den Rausch der Geschwindigkeit! „Himmelreich“ und „Hölle“ liegen hier im wahrsten Sinne des Wortes eng beieinander und müssen durchfahren werden, bevor man im Ziel vor Stolz wie auf Wolken schweben kann.
Die Schweizer Mauer
Dass die Schweiz ein Mekka für Wintersportler ist, wissen nicht nur Kenner der Szene. Aber nicht nur Top-Destinationen wie St. Moritz oder Zermatt können mit tollen Pisten aufwarten. Ein besonderes Zuckerl finden Skifahrer im französisch-schweizerischen Grenzgebiet Portes du Soleil. Die Verbindung zwischen dem französischen Avoriaz und der Schweiz führt über die sogenannte Mur suisse, die Schweizer Mauer. Oberhalb des Ortes Champéry können sich ambitionierte Ski-Cracks den Steilhang vom Pass Chavanette nach Planachaux hinunterstürzen und dabei noch je nach Schneelage den ein oder anderen Buckel umcarven.
Der Klassiker
Die berühmt berüchtigte Streif in Kitzbühel fordert Jahr für Jahr beim legendären Hahnenkammrennen selbst die Profis heraus. Mit einer maximalen Neigung von 85 Prozent sollte man schon sehr gut auf den Skiern stehen, um die Piste unverletzt bewältigen zu können. Die Streif, benannt nach der Streifalm, hat alles, was eine spektakuläre Abfahrt ausmacht: Steilhänge, Schrägfahrten, Bodenwellen und Sprünge, die den Puls definitiv nach oben jagen! Besonders Schlüsselstellen wie die sogenannte Mausefalle oder die Hausbergkante sind oft stark vereist und erfordern hohes technisches Geschick. Auf den rund 3,3 Kilometern wird es keine Sekunde langweilig.
Der Adrenalin-Kick am Arlberg
Den ultimativen Kick finden abenteuerlustige Pistenfreaks auch am Arlberg. Kenner behaupten sogar, der „Lange Zug“ in Lech-Zürs sei die steilste Piste der Welt. Ob nun auf Rang 1 oder nicht, spektakulär ist die 4,7 Kilometer lange Abfahrt in jedem Fall! Stolze 80 Prozent Gefälle erwartet die Skifahrer bereits ab dem Starthang und auch im restlichen Verlauf der Skiroute wird es nicht sehr viel gemütlicher. Wenn die Skispitzen ins Nichts ragen, schlottern selbst Profis die Knie! Wer die nötige Kraft, Ausdauer und Konzentration besitzt, wird allerdings auf dem „Langen Zug“ vom Rüfikopf hinunter nach Lech voll auf seine Kosten kommen.
Der Todessprung
Ein echtes Highlight für alle versierten Freerider und Extremskifahrer wartet jenseits des großen Teichs in den Rocky Mountains. Die legendäre Corbet´s Couloir in Jackson Hole ist eine Klasse für sich. Nach einem etwa fünf Meter tiefen Sprung von einer Felsklippe geht es sofort in einen schmalen Trichter mit 50 Grad Neigung. Wer es hier nicht „asap“ schafft, Kontrolle über seine Ski zu erlangen und zu wenden, wird Bekanntschaft mit der Felswand machen. Auch wenn das Schlimmste dann geschafft ist, wird es nicht langweilig im Korridor. Lebensgefährlich kann es werden, wenn der sogenannte „Indicator Rock“ nicht vollständig mit Schnee bedeckt ist! Benannt wurde dieser Höllenritt nach dem amerikanischen Bergführer Barry Corbet, der schon 1963 prophezeite, dass sich irgendwann einmal jemand die Rinne hinunterstürzen würde. Er sollte Recht behalten!
Für Flexible
Glatte Pistenperfektion ist etwas anderes: auch wenn sie inzwischen gut präpariert wird, reihen sich auf der Gamsleiten 2 in Obertauern, und zum Teil auch neben der Piste Buckel an Buckel, die selbst gute Skifahrer bis an ihre Grenzen fordern. Auf einer Länge von 1,3 Kilometern vom Start bis ins Ziel können sich sportliche Downhill-Fahrer auf bis zu 100 Prozent Gefälle und puren Skispaß freuen. Einmal oben, wird man zudem mit einem traumhaften Panoramablick auf die umliegenden Gipfel belohnt.
Die Japanrolle
Die Harakiri-Abfahrt in Mayrhofen hält, was der Name verspricht. Frei nach dem Motto „Hau di runter“, das ein Schild an der Bergkuppe allen Adrenalin-Junkies mit auf den Weg gibt, geht es mit einer durchschnittlichen Neigung von 78 Prozent rasant in die Tiefe. Auch wenn die Piste mit nur einem Kilometer nicht gerade zu den längsten Abfahrten gehört, ist hier jede Menge Können und Stehvermögen gefragt. Nicht umsonst ist sie an der Einfahrt mit einem Totenkopf markiert. Brennende Oberschenkel inklusive! Wer all seinen Mut zusammengenommen und die Harakiri gemeistert hat, kann sich – zumindest jeden Freitag – als persönliche Erinnerung an dieses waghalsige Erlebnis ein Foto vom Zieleinlauf mit nach Hause nehmen.
Schwarz hoch 7
Gleich sieben schwarze Abfahrten warten auf Skifahrer und Snowboarder in Silvretta Montafon, dem "sportlichsten Skigebiet der Alpen". Die Black Scorpions haben es in sich, denn sie weisen bis zu 81 Prozent Neigung auf. Da kann es einem schonmal den Angstschweiß auf die Stirn treiben, wenn die Skispitzen auf über 2300 Metern über den Hang stehen. Besonders auf der Sennigrat Piste sind Wintersportler voll gefordert, da die Strecke nicht nur sehr steil und eisig, sondern auch kurvig ist. Aber auch die Steilhänge Nova und Nova Süd, die Piste und Skiroute Schwarzköpfle sowie die Skiroute Abhenkina sind eine extreme Herausforderung für Skifahrer und Snowboarder.
Der Wahnsinns-Drive
Auch in Kanada findet man schwindelerregende Pisten für echte Könner. Der „Delirium Dive“ im Skigebiet Sunshine Village verlangt Skifahrern allerhand ab. Dabei ist nicht nur eine gute körperliche Verfassung, sondern besonders auch die richtige Ausrüstung essentiell wichtig. Ohne Lawinenrucksack, Pipser, Schaufel und einem Begleiter wird kein Zugang zur Piste gewährt. Die wird im übrigen vom Lift aus über eine spektakuläre Treppe erreicht. Neben dem extremen Steilhang erfordert vor allem der Sprung von der Felsklippe mehr als nur ein bisschen Mut.
Die Black-Five
Wer in Südtirol nach Adrenalinkicks sucht, der ist am Kronplatz genau richtig. Hier gibt es gleich fünf schwarze Pisten, so viele wie in nur wenigen Skigebieten in den Alpen. Auf den "Black-Five" können sich sehr gute Skifahrer so richtig austoben. Absolutes Highlight ist die über 3 Kilometer lange Abfahrt Piculin, die mit bis zu 72 Prozent Neigung eine der steilsten Pisten Italiens ist! Aber auch die anderen schwarzen Abfahrten am Kronplatz haben es in sich: So sind die Pisten Sylvester und Hernegg beide jeweils über 7 Kilometer lang!
Der Wadlbrenner
Eine der längsten schwarzen Abfahrten im Salzburger Land, erwartet Wintersportler auf der Schmitten. Die Trass hat eine Gesamtlänge von 4,15 Kilometer und überwindet dabei 1000 Höhenmeter. Unübersehbar ist bereits das Starthaus am Gipfel, unweit der Elisabeth Kapelle. Nach einem letzten Stoßgebet geht es auch schon den Steilhang hinab mit hohem Schwiergkeitsgrad und bis zu 70 Prozent Neigung. Wer die Strecke in einem durchfährt, dem brennen am Ende ordentlich die Oberschenkel. Die Bestzeit auf der Trass liegt im übrigen bei 3:30,27 Minuten. Kannst du sie schlagen?
Das Buckelparadies
Im Skigebiet 4 Vallées finden Wagemutige ebenfalls Abfahrten, die Nervenkitzel pur versprechen. Vom höchsten Punkt der Region, dem Mont Fort, geht es tiefschwarz und mit einem Gefälle von 77 Prozent ins Tal nach Tortin. Damit noch nicht genug, warten riesige, von der Natur geschaffene Buckel auf pistenhungrige Extremsportler. Die knapp 6 Kilometer lange Skiroute ist nichts für Anfänger oder Angsthasen! Wer hier stürzt, muss damit rechnen, weiter abzurutschen – sofern man nicht zufällig von einem der Schneehügel abgefangen wird. Also: Ski-Heil!
Die Teuflische
Montafon hat nicht nur familienfreundliche Pisten zu bieten! Die Diabolo-Abfahrt am Golm stellt selbst für sportliche Fahrer eine echte Herausforderung dar. Auf 1,5 Kilometern gilt es eine Neigung von 70 Prozent zu bewältigen, die einem sowohl Schweiß- als auch Angstperlen auf die Stirn treibt. Besonders am Startpunkt der Diabolo muss man sich die gut gemeinte Aufmunterung der Liftbetreiber, „Trau di ahi“ (Trau dich runter), wohl mehr als einmal vorsagen, bevor man den letzten Schritt in Richtung Abgrund wagt. Den Steilhang der „Teuflischen“ einmal überwunden, kann man die brennenden Oberschenkel auf der restlichen Fahrt gen Tal wieder etwas entspannen.
Auf Gletscherfahrt
Eine der spektakulärsten Steilfahrten findet man auch in den französischen Alpen. Vom 3.300 Meter hohen Pic Blanc im Skigebiet Alpe d'Huez können sich Skispezialisten über die Abfahrt „Le Tunnel“ ins Tal stürzen. Zunächst fährt man vom Gletscher einmal quer durch den Bergkamm durch einen Tunnel, bevor der wahre Spaß beginnt. Schwarz wie die Nacht und durchsetzt mit Buckeln gigantischen Ausmaßes, kann man je nach Route bis zu 2.000 Höhenmeter überwinden, bevor man in Alpe d´Huez wieder sicheren Boden unter den Füßen hat.
Das Inferno
Wirklich nur geübten Skifahrern und Snowboardern ist die Inferno-Piste im Skigebiet Hinterstoder in Oberösterreich zu empfehlen. Auf 1 Kilometern Länge werden am Hösskogel bis zu 70 Prozent Neigung erreicht. Adrenalin pur bei der Abfahrt! Wer dann noch nicht genug hat, der kann sich im Anschluss auf der Hannes-Trinkl-Weltcupstrecke austoben.
Und unten wird es wieder flach. PS die Totenköpfe sind nicht mehr da, sondern lediglich der Hinweis “Nur für geübte Skifahrer”