+
+

Heliskiing in Europa

So exotisch Heliskiing in den Ohren mancher klingen mag: Dieses außergewöhnliche Skierlebnis ist längst nicht mehr nur in Kanada oder Alaska möglich. In europäischen Skigebieten – auch in den Alpen – bietet sich ebenso die Gelegenheit, mit dem Helikopter ins Abenteuer zu starten. Wir zeigen, wo Heliskiing in Europa angeboten wird.

Eine spektakuläre Anreise, unberührte Hänge und einsame Natur – das macht für viele den Reiz des Heliskiings aus. In kleinen Gruppen geht es mit dem Helikopter in die Bergwelt. Nachdem der Pilot die Sportler mitten im Gebiet abgesetzt hat, geht es in Begleitung eines Bergführers ab durch den Tiefschnee. Die Idee dazu hatte der Österreicher Hans Gmoser. In Kanada entwickelte er bereits in den 60er Jahren diese Art des Skifahrens. Dort gibt es auch heute noch die meisten Anbieter. Aber Interessierte müssen nicht den Atlantik überqueren, um einmal im Leben Heliskiing auszuprobieren. Auch in Europa ist dies in zahlreichen Gebieten möglich. Zurzeit herrschen dort auch die besten Bedingungen, weil im Vergleich zum Beginn der Saison der Schnee höher liegt. Doch wo genau ist Heliskiing angesagt?
Anzeige

Die Schweiz bietet zahlreiche Spots für Heliskier

In den Alpen steht das Heliskiing in der Schweiz am höchsten im Kurs. Hier sind 42 sogenannte Gebirgslandeplätze bewilligt, an denen die Helikopter ihre Fluggäste absetzen dürfen. Sie befinden sich vor allem im Südwesten und –osten der Alpenrepublik und liegen in solch berühmten Skidestinationen wie Zermatt oder der Jungfrau Region. Dort fliegen die Anbieter etwa den Ebnefluh an, der mit seinen 3853 Metern einer der höchsten Schweizer Plätze ist. Auch in Gstaad müssen die Wintersportler nicht unbedingt den Lift nehmen, um ihre Schwünge in den Schnee zu ziehen. Sechs Landeplätze gibt es hier, u.a. am Gstellihorn und Wildhorn. Allerdings gehöre Heliskiing nicht unmittelbar zu den großen Hauptaktivitäten im Skigebiet, so Kerstin Sonnekalb von Gstaad Saanenland Tourismus. „Es bereichert aber das Angebot in Gstaad“.

Edith Zweifel von Zermatt Tourismus bestätigt ebenfalls, dass Heliskiing in Zermatt zwar beliebt sei, es sich aber um ein exklusives Vergnügen handele. Der dortige Anbieter hat zehn Abfahrten im Programm, darunter eine Tour am Monte Rosa mit einer Höhendifferenz von 2600 Metern. Edith Zweifel sieht den Reiz am Heliskiing darin, dass die Gäste in kurzer Zeit in Höhen bis ca. 4000 Meter gebracht werden, was sonst nur mit großem Aufwand an Zeit und Kondition zu bewältigen sei. Zweifel betont zudem Vorteile gegenüber nicht-europäischen Skigebieten: „Die Erreichbarkeit der Berge ist in Zermatt unmittelbarer. Das ist auch der Trumpf von Zermatt. In wenigen Minuten erreicht man ab dem Heliport Zermatt das Skigebiet.“

Italien: Freeriden am höchsten Gipfel der Alpen

Neben der Schweiz ist in den Alpen das Heliskiing einzig in Italien ähnlich gering reglementiert. Hier entscheiden die Gemeinden selbst, ob sie eine Flug- und Landeerlaubnis erteilen. Eine Region, die Heliskiing erlaubt, ist das Aostatal. Ein lohnenswerter Anlaufpunkt für alle Freerider ist Courmayeur, das mit Abfahrten von bis zu 1600 Höhenmeter begeistern kann. Da es an der Südwand des Mont Blanc liegt, können die Wintersportler neben den unberührten Hängen auch den  Blick auf den höchsten Gipfel der Alpen genießen.

Das lombardische Skigebiet Livigno bietet seit Anfang dieses Jahres mehrere Touren an, um noch attraktiver für Freerider zu werden. Von den beiden Schutzhütten Carosello und Mottolino aus erkundet die Gruppe in Begleitung eines ausgebildeten Bergführers ausgewählte Abfahrten in den Gebieten von Alta Valtelina und Livigno.

Auch Val Formazza lässt die Herzen von Freeridern höher schlagen. Während das reguläre Skigebiet eher klein ist, eröffnet sich eine Vielzahl an Abfahrten abseits der Piste. Anders als im Rest der Alpen sind in dem Piemonter Gebiet keine festen Landeplätze ausgewiesen. So können die Startpunkte für die Tour nach Belieben gewählt werden. Da die Region als sehr schneereich gilt, finden Freerider im Val Formazza somit beste Bedingungen für das Abenteuer Heliskiing.

Die großzügigen Regeln in Italien ermöglichen zudem den französischen Nachbarn ein „Hintertürchen“ zum Heliskiing. Eigentlich ist dieses in Frankreich verboten, im Val d'Isère bringen die Helikopter die Sportler aber auf die italienische Seite des Tals. Von dort führt dann die Abfahrt zurück ins französische Gebiet.

Ausnahme in Österreich

Auch in Österreich ist das Heliskiing eigentlich verboten, eine Ausnahme bildet aber der Arlberg. Er ist unter Freeridern schon lange beliebt und kann auf eine entsprechende Tradition zurückblicken. Hier dürfen zwei Berge angeflogen werden, der Mehlsack für erfahrene Sportler und die Schneetäli-Orgelscharte für Fahrer mittleren Könnens. Um die Umwelt zu schonen werden nur diese beiden Plätze genutzt, die auch nur unter der Woche angeflogen werden. „Dass Heliskiing am Arlberg limitiert ist, macht sicher auch seinen Reiz aus“, meint Dieter Heidegger von Wucher Helicopter. „Es soll auch kein Massentourismus sein, sondern der Staubzucker auf der Sahnetorte". Die Firma bietet seit 25 Jahren Heliskiing am Arlberg an und kommt in der Saison auf 250 bis 350 Flüge. Heidegger hält Heliskiing auch in Europa für eine lohnende Erfahrung: „Wir scheuen keine Vergleiche mit den klassischen Skiregionen wie etwa in Kanada. Unsere Tiefschneehänge sind genauso schön“, ist er überzeugt.

Anzeige

Heliskiing mit Meeresblick

Wer beim Heliskiing neben dem ungewöhnlichen Transport auch unbekannte Regionen entdecken will, findet abseits der Alpen ebenso zahlreiche Möglichkeiten. Im schwedischen Lappland können Abenteuerlustige in der Gegend um Abisko während der Abfahrt den Blick auf die Fjorde genießen oder auf der Troll-Halbinsel in Island Hänge hinunterbrettern, die direkt zum Atlantik führen. Aber auch wo Europa auf Asien trifft, können Wintersportler Heliskiing testen, wie etwa im Olympiaaustragungsort Sotchi in Russland. Im georgischen Teil des Kaukasus bietet auch Wucher Helicopter Flüge an. Dass es hier auf einer Fläche von 1200 qm zahlreiche Abfahrten und Berge bis zu 5000 Meter gebe, mache den besonderen Reiz aus, so Dieter Heidegger.

Ein göttliches Vergnügen

Selbst Länder, bei denen die meisten eher an Sonne und Strand denken, sind für Heliskifahrer einen Trip wert. In den spanischen Pyrenäen starten vom Val d’Aran unzählige Touren in das Gebirge. In Rumänien werden u.a. zahlreiche Plätze im Fagaras Gebirge angeflogen. In den sogenannten Siebenbürgischen Alpen erwartet Wintersportler eine Fläche von 15.000 ha. Ein „göttliches“ Erlebnis finden Interessierte in Griechenland. Der Olymp Gebirgszug bietet mit über 50 Gipfeln zahlreiche Abfahrmöglichkeiten. Beim Heliskiing können die Sportler den Göttern eben ganz besonders nah kommen.

Anzeige
Skigebiete-Test ist das größte Wintersportportal Deutschlands und bietet dir alle Informationen, die du für deinen nächsten Trip in den Schnee benötigst – egal ob Tagesausflug, Skiwochenende oder ein längerer Urlaub. Mehr als 2.000 Skigebiete weltweit sind vertreten! Von Pisten- und Liftstatus über Wetterdaten und Schneehöhen bis zu Webcams findest du alle wichtigen Daten auf einen... Mehr erfahren
erstellt am 9 Mar 2014

Forum und Usermeinungen

Anzeige
Anzeige