Fünf Jahre hat es gedauert: Jetzt ist die steilste Standseilbahn der Welt in der Schweiz fertig. Seit dem dritten Adventswochenende fährt sie unweit des Vierwaldstättersees ins autofreie Bergdorf Stoos. Bis zu 110 Prozent Steigung werden im Laufe der knapp fünfminütigen Fahrt überwunden. Die 45 Millionen Euro teure Standseilbahn soll nicht nur ein Tourismusmagnet werden, sondern auch das Leben der 150 Bewohner im Bergdorf erleichtern.
Trommelkabinen gleichen Steigung aus
Die Erneuerung der Standseilbahn ist ein Jahrhundertprojekt im kleinen Schweizer Kanton Schwyz. Ingenieure des Seilbahnherstellers Garaventa aus dem nahen Goldau haben die futuristisch aussehende Bahn entwickelt. 14 Jahre hat die Planungs- und Realisierungsphase gedauert, die immer wieder durch Einsprüche und technische Schwierigkeiten verzögert wurde. Unter anderem der Bau der drei Tunnel und zwei Brücken auf der 1,7 Kilometer langen Strecke war überaus kompliziert.
Damit die neue Bahn die weltrekordverdächtige Steigung von bis zu 110 Prozent überwinden kann, richten sich die Böden in den trommelförmigen Kabinen immer wieder neu aus. So steht der Fahrgast immer horizontal und spürt nichts von der extremen Steigung. Stattdessen wird ihm ein atemberaubender Blick durch die großen Fensterflächen geboten.
1.500 Personen können pro Stunde mit der neuen Stoosbahn in eine Fahrtrichtung befördert werden. Durch den automatischen Niveau-Ausgleich sind auch Kinderwagen, Rollstühle und Gepäcktransporte kein Problem.
Die neue führerlose Stoosbahn bringt die Gäste in knapp fünf Minuten vom Parkplatz in Schlattli direkt ins autofreie Bergdorf und damit auch ins Skigebiet. Das ist deutlich schneller als bei der alten Standseilbahn. Vor allem Wintersportler freuen sich auch über die Lage der neuen Bergstation, die sich jetzt beim Skilift Sternegg befindet, so dass Skifahrer ohne lästige Traversen sofort ins Pistenvergnügen starten können.
Aber auch als einzige öffentliche Ganzjahresverbindung vom Tal zum Bergdorf bringt die neue und schnellere Bahn den Bewohnern, die zum großen Teil von den 2.200 Gästebetten leben, große Vorteile.
>> Zur Webcam mit Blick auf die neue Bergstation und das Bergdorf Stoos
Fakten zur neuen Standseilbahn
Ausstattung | 2 Fahrzeuge mit je 4 trommelförmigen Kabinen für jeweils 34 Personen |
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Kapazität | 1.500 Personen pro Stunde (pro Fahrtrichtung) |
Fahrtdauer | 4 bis 5 Minuten (max. 10 Meter pro Sekunde) |
Höhenmeter | 744 Meter (Talstation 562 m - Bergstation 1306 m) |
Streckenlänge | 1.740 Meter (davon 230 Meter auf Brücken und 580 Meter in Tunnel) |
Max. Steigung | 110 Prozent |
Kosten | 52 Mio. Schweizer Franken (ca. 45 Mio. Euro) |
Realisierungszeitraum | 14 Jahre für Planung und Umsetzung (davon 5 Jahre Bauzeit) |
Fahrt mit der neuen Bahn im Zeitraffer
Einen ersten Eindruck, wie es sich anfühlt in der neuen Standseilbahn mitzufahren, erhaltet ihr oben im Video von Stoos-Muotatal Tourismus.
Das Skigebiet Stoos
Insgesamt 35 vielseitige Pistenkilometer sind im Skigebiet Stoos geboten. Da der Großteil davon rot und schwarz markiert ist, fühlen sich besonders fortgeschrittene Skifahrer hier wohl. Rasant geht es etwa auf der Franz-Heinzer-Rennpiste oder der Skimovie-Strecke zu, die für Profis auf den Skiern ein Muss sind. Für Anfänger gibt es im Tal einige Lifte und Zauberteppiche sowie ein Kinder-Skiland. Nach dem Skifahren ist neben dem Langlaufen besonders das Schlitteln sehr beliebt. Auch 16 Kilometer Wanderwege können erkundet werden.
Da das Bergdorf Stoos autofrei ist, müssen alle Fahrzeuge an der Talstation der Standseilbahn in Schlattli abgestellt werden.