Viele milde Tage, wenig Schnee und zum Abschluss der coronabedingte Liftstopp: Die Wintersaison 2019/2020 war für die deutschen Skigebiete eine der schwierigsten in den letzten zehn Jahren. Trotzdem sind viele Liftbetreiber angesichts der Umstände durchaus zufrieden. Auch der Seilbahnverband spricht von einer Saison nur knapp unter dem Mittel. Lediglich in den kleineren Skigebieten sorgte der Schneemangel vielerorts für einen Totalausfall.
Seilbahnverband meldet 3,9 Millionen Gäste
Insgesamt 3,9 Millionen Gäste verzeichnet der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte in einer ersten Saisonbilanz. Und das, obwohl viele Lifte wegen des fehlenden Schnees erst verspätet in die Saison starten konnten und dann auch Mitte März vorzeitig schließen mussten. Damit liegt das Ergebnis zwar deutlich unter dem schneereichen Vorjahr mit 4,5 Millionen Gästen sowie den 4,3 Millionen von 2017/18. Aber blickt man noch ein weiteres Jahr zurück, dann ist die Bilanz der aktuellen Saison doch noch ziemlich gut. Im Winter 2016/17 wurden nämlich nur 3,7 Millionen Gäste gezählt.
Wetter als größte Herausforderung
Von einer guten Saison berichtet uns Rene Lötzsch, Geschäftsführer der Fichtelberg Schwebebahn im Kurort Oberwiesenthal (Erzgebirge). "Die Wintersaison war von vielen Wetterkapriolen geprägt. Dennoch ist es uns gelungen, dank der maschinellen Beschneiung, 89 Tage durchgängigen Skibetrieb anzubieten. Es waren zwar nicht immer die besten Skibedingungen, wie wir sie eigentlich anbieten, aber Skifahren war immer möglich." Als das abrupte Ende durch die Corona-Pandemie kam, stand die Saison am Fichtelberg ohnehin kurz vor dem Abschluss.
Ähnliches berichten auch die Skigebiete im Bayerischen Wald, die sowieso bereits im März ihre Saison beenden. Hier sorgte ebenfalls das Wetter für die größte Herausforderung, die aber sehr gut gemeistert wurde, wie uns Andreas Stadler von der Arber-Bergbahn schildert: "Trotz des eher milderen Winters konnten wir unseren Gästen stets bestens präparierte Pisten, geöffnete Lifte und Rodelbahnen sowie ein weißes Winterwunderland bieten." Stadler vergibt für die vergangene Saison am Arber sogar die gute Schulnote 2.
Zufrieden ist auch das Skigebiet in Mitterdorf angesichts der herausfordernden Umstände. Durch den milden Winter waren es hier lediglich 78 Betriebstage mit 63.000 Gästen. Zum Vergleich: Im Vorjahr zählte man noch 94 Betriebstage mit 78.000 Gästen. "Es war ein enorm hoher Einsatz aller Mitarbeiter notwendig, um das Beste aus den schwierigen Bedingungen rauszuholen. Auch seitens der Gäste wurde dieses Engagement äußerst positiv beurteilt, das hat uns allen sehr gut getan!", so Bernhard Hain vom Zweckverband Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut. Mit Zuversicht blicke man nun auf die nächste Saison.
Alpen-Skigebiete verlieren Ostergeschäft
Während die Skisaison in den deutschen Mittelgebirgen ohnehin nur bis März läuft, trifft das vorzeitige Ende durch die Corona-Pandemie vor allem die Skigebiete in den Bayerischen Alpen. Hier hatte man fest mit dem Sonnenskilauf bis Ostern, also Mitte April geplant. Ein wichtiges Geschäft für die Bergbahnen, Restaurants und Unterkünfte im Allgäu und Oberbayern.
Trotzdem steht man auch hier hinter der politischen Entscheidung zum vorzeitigen Saisonende am 15. März. "Auch wenn uns dies nach einem ohnehin schwierigen Winter umso mehr trifft, tragen wir die politischen Entscheidungen zu 100 Prozent mit als notwendige Maßnahme zur Eindämmung und Bekämpfung des Coronavirus", erklärt Antonia Asenstorfer vom Skigebietsverbund Alpen Plus. In den vier dazugehörigen Skigebieten Spitzingsee, Sudelfeld, Brauneck und Wallberg hat nun die vorgezogene Revision begonnen. Sobald die Maßnahmen der Politik zur Eindämmung des Coronavirus greifen, will man in den Sommerbetrieb starten.
Eine schwierige Saison mit Höhen und Tiefen war es für die Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen bereits vor dem coronabedingten Liftstopp, wie Pressesprecher Jörn Homburg schildert: "Nach einem pünktlichen Start in die Wintersaison Anfang Dezember, konnten wir das Pistenangebot bis Weihnachten Stück für Stück aufbauen. Somit hatten wir dann pünktlich zur Hochsaison in all unseren sieben Skiräumen ein tolles Pistenangebot inklusive aller Talabfahrten. Auch mit den Auslastungszahlen im Januar waren wir sehr zufrieden. Leider schmolz die bis dahin gute Winterbilanz durch die Sturmtage im Februar und März wieder zusammen."
Kaum Betriebstage in kleinen Skigebieten
Die großen Verlierer dieser Saison waren die kleinen Skigebiete in den Mittelgebirgen, die mit ihrer fehlenden Höhenlage auf kalte Wintertage mit Naturschnee dringend angewiesen sind. Beides Mangelware im Winter 2019/2020.
Besonders viele kleine Anlagen befinden sich beispielsweise in der Wintersportarena im Sauerland. Viele kleine Liftbetriebe kamen hier lediglich auf einige wenige Skitage, wenn sie überhaupt öffnen konnten. Besser lief es da nur in den größeren Resorts in Winterberg und Willingen. Dort konnte man mit Schneekanonen den Schneemangel zumindest zeitweise überbrücken und für gute Kunstschnee-Pisten sorgen. Trotzdem kamen insgesamt lediglich 300.000 statt der üblichen 800.000 Wintersportfans diesen Winter ins Sauerland. Damit gehört die Saison dort zu den drei schlechtesten der letzten 20 Jahre.
Auch im Schwarzwald konnten in diesem milden Winter nur die großen und sehr hoch gelegenen Skigebiete für längere Zeit öffnen. Dazu gehörte auch der Liftverbund Feldberg mit 103 Betriebstagen und 267.000 Gästen. Aber auch dort liegt man mit diesen Zahlen deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte (120 Betriebstage, 430.000 Gäste). Die umfangreichen Möglichkeiten der technischen Beschneiung haben den Betreibern am Feldberg die Saison gerettet. Auch wenn es nur wenige Tage gab, an denen alle Bahnen im Skigebiet in Betrieb waren.
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Die Bilanzen der weiteren Ski-Nationen in den Alpen, also Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich stellen wir euch in einem der nächsten Artikel auf Skigebiete-Test vor. Nach aktuellen Rückmeldungen ist man aber auch dort "mit einem blauen Auge davon gekommen".