Das abrupte Ende der Skisaison Mitte März hat dem österreichischen Tourismus immense Umsatzeinbußen beschert. Rund 1,8 Milliarden Euro sind es laut Erhebung eines Marktforschungsinstituts im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich. Andere Quellen rechnen mindestens mit der dreifachen Summe. Besonders heftig trifft es Skiregionen, die mit einer Saison bis Ende April geplant hatten.
Skigebiete waren auf Rekordkurs
Im Vergleich zu den Vorjahren sind in diesem Winter 8,1 Millionen Gäste weniger in Österreichs Skigebiete gekommen. Über 7 Millionen Übernachtungen fielen in den Unterkünften weg und auch die Seilbahnwirtschaft verbuchte ein riesiges Minus. Dabei lief bis Anfang März die Saison extrem gut. Viele Skiregionen freuten sich über Rekordzahlen in den Ferienwochen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und die Saison wurde mit dem 15. März gestoppt.
Skigebiete, die ohnehin nur bis Anfang bzw. Mitte April öffnen wollten, konnten die Schließung durch die guten Vormonate leichter verkraften. Sie sind "nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen", wie uns beispielsweise die SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental berichtet, die bis Ostern Skibetrieb gehabt hätte. Einbußen gebe es, sie seien aber zu verschmerzen.
Stärker trifft es höhergelegene Skigebiete, unter anderem im Zillertal, Ötztal oder Paznaun. Sie haben mit einer Saison bis zum Ende der Osterferien geplant, manche sogar noch darüber hinaus. Hier sind die Umsatzeinbußen um ein Vielfaches höher. Ohnehin ist Tirol am stärksten vom Umsatzverlust betroffen. Dort werden rund die Hälfte der Seilbahnumsätze Österreichs erzielt und viele Skigebiete haben lange geöffnet.
"Tourismus muss wieder anlaufen"
Der Chef des Fachverbands der Seilbahnwirtschaft, Franz Hörl, fordert einen Rettungsplan für die Branche. "Wenn wir unsere Täler, unsere Talschlüsse und die peripheren Regionen opfern, wird dies wirtschaftlich und sozial ein Desaster", sagte er der Tiroler Tageszeitung. So müssten laut Hörl unbedingt im Sommer die Seilbahnen und der Tourismus bei Einhaltung strenger Vorschriften wieder anlaufen.
Konkrete Pläne der Regierung für eine Öffnung des Tourismus gibt es bisher nicht. Österreich hat aber aufgrund von deutlich weniger Neuansteckungen bereits mit einer Lockerung der Coronabeschränkungen begonnen und unter anderem Geschäfte geöffnet. Auch die Isolation von stark betroffenen Gemeinden im Paznauntal sowie Sölden und St. Anton wurde früher als geplant zum 23. April aufgehoben. Mitte Mai sollen dann auch Cafès und Restaurants wieder öffnen dürfen. Im Gespräch ist zudem eine Öffnung der Grenzen in Richtung Deutschland, damit die Deutschen im Sommer zum Urlauben nach Österreich kommen.
Skigebiete verschieben Großprojekte
Die Umsatzeinbußen sowie coronabedingte Einschränkungen sorgen bei vielen Skigebieten aktuell für Unsicherheiten im Hinblick auf geplante Investitionen. Viele verschieben ihre Projekte, da unter anderem beauftragte Firmen nicht wissen, ob sie die Leistungen auf der Baustelle erbringen können und ob die notwendigen Baumaterialien überhaupt zur Verfügung stehen. Auch fehldene finanzielle Mittel spielen eine Rolle.
Snow Space Salzburg wollte für den kommenden Winter gleich zwei neue Bahnen für 35 Millionen Euro bauen. Der Bau der Kabinenbahn Flying Mozart ist bereits verschoben, die bereits im Herbst gestartete Errichtung der Verbindungsbahn nach Kleinarl ist aktuell unterbrochen. Ob sie fertig wird bis Dezember ist fraglich. Auch in der Zillertal Arena wird man sämtliche geplante Projekte um ein Jahr nach hinten verschieben (Krimml-X-Press, Kapauns und Duxer-X-Press).
Gegenbeispiel ist die SkiWelt, die direkt nach Ostern mit dem Bau einer neuen 10er Gondelbahn im Brixental gestartet hat und ein positives Zeichen in der Branche setzen will. Beim Bau der Salvistabahn wird auf regionale und österreichische Bau- und Handwerkerfirmen gesetzt. Mit der neuen Hexenwasserbahn in Söll soll zudem eine zweite Gondel bis zum Winter fertig werden (mehr Infos).
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